Medizinische Versorgung und Spätfolgen von Frühgeburten

Es gibt viele Gründe, die zu einer Fehlgeburt führen können und noch mehr Risikofaktoren und Ursachen, die eine Frühgeburt nach sich ziehen. Aktuelle Statistiken belegen, dass in Deutschland neun Prozent aller Schwangerschaften mit einer zu frühen Geburt enden – weltweit liegt dieser Wert sogar noch höher. Vorerkrankungen der Mutter, Infektionen während der Geburt oder Fehlbildungen an der Plazenta sind nur einige der Probleme, die nicht nur das Risiko auf eine Frühgeburt erhöhen, sondern oftmals auch erst während der Schwangerschaft erkannt werden. Sollte es zu einer Frühgeburt kommen, so ist ein schnelles Handeln möglich, damit das Neugeborene im Krankenhaus die beste Versorgung bekommen kann.

Darüber hinaus ist es wichtig, dass sich Eltern von Frühchen genaustens über potentielle Folgen und Spätfolgen der Frühgeburt informieren und sich dadurch optimal auf die kommenden Hürden vorbereiten können. Hierbei helfen nicht nur die Mediziner, sondern auch die Arbeitgeber, Hilfsgruppen und Ähnliches können den starken Druck reduzieren und so den Eltern weiterhelfen.

Atmung, Kreislauf und Gewicht – Die wichtigsten Faktoren für Frühchen

Grundsätzlich benötigen alle Kinder, die vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren wurden, eine medizinische Betreuung. Die Intensität dieser Betreuung hängt allerdings von vielen Faktoren ab – allen voran das Gewicht. Diese Faktoren bestimmen auch, ob und wie lange ein Baby im Brutkasten (auch „Inkubator“ genannt) bleiben muss. Viele Frühgeborene haben nämlich das Problem, dass sie die eigene Körpertemperatur noch nicht selbst regeln können – was dann der Inkubator oder ein Wärmebettchen für das Baby übernehmen. Darüber hinaus wird in diesen Geräten die direkte Überwachung von Atmung, Herzschlag und Kreislauf des Frühchens mit entsprechenden medizinischen Geräten ermöglicht, sodass bei etwaigen Problemen sofort reagiert werden kann.

Normalerweise bleiben Kinder, die zu früh geboren wurden, bis zur 34. Schwangerschaftswoche im Brutkasten. Doch auch das Gewicht spielt hier eine wichtige Rolle, denn unter 1.400 bis 1.800 Gramm ist eine besonders intensive Pflege ebenfalls unumgänglich. Erst wenn dieses Gewicht erreicht wurde, wird die individuelle Entwicklung des Babys noch einmal überprüft, bevor es dann gegebenenfalls zur Mutter auf das Zimmer kommen kann. Darüber hinaus sollte ein Gewicht von mindestens 2.500 Gramm erreicht werden, bevor das Baby nach Hause zu den Eltern darf.

Langsame Entwicklungsschritte

Bevor ein Frühchen jedoch aus dem Krankenhaus entlassen wird, muss es noch weitere Entwicklungsschritte durchlaufen haben. So ist es essentiell, dass der Körper des Kindes in der Lage ist, die Eigentemperatur selbstständig zu regulieren. Auch ein Saugreflex, über den das Baby an der Brust der Mutter oder über eine Flasche gefüttert wird, muss vorhanden sein. Viele Mediziner raten deshalb, dass zunächst kleine Entwicklungsschritte angepeilt werden – angefangen mit dem Aufbau der Eltern-Kind-Beziehung. Am Anfang reicht es bereits, wenn die Eltern mit dem Frühchen reden und dieses einfach die Stimmen hören kann. Später lässt sich das Kind sogar eingewickelt in eine warme Decke von den Eltern tragen. Die körperliche Nähe ist etwas, das die Entwicklung nicht nur voran bringt, sondern auch die Beziehung stärkt.

Sobald das Frühchen in den heimischen vier Wänden ist, sollte immer wieder ein enger Kontakt zu der Hebamme und dem Ärzteteam gesucht werden. Diese können nicht nur mit hilfreichen Tipps zur Seite stehen, sondern auf Grund der eigenen Erfahrung auch einschätzen, wie genau die aktuelle Situation des Kindes zu bewerten ist.

Frühgeburten langsamer entwickeln, doch dafür gibt es oftmals Therapiemöglichkeiten.

Die (Spät)Folgen der Frühgeburt

Auch wenn die Medizin häufiger als erwartet noch nicht in der Lage ist eine Frühgeburt zu vermeiden, so hat sich in den letzten Jahrzehnten die Versorgung von zu früh geborenen Kindern doch stark verbessert. Heutzutage haben selbst Babys, die bei der Geburt unter 1.000 Gramm gewogen haben, eine gute Chance auf ein Überleben. Allerdings kann eine Frühgeburt kurz- und langfristige Auswirkungen auf das Leben des Kindes haben. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Schwaches Immunsystem
  • Anfälligkeit für Asthma
  • Verhaltensstörungen und Lernschwächen in der Kindheit
  • Motorische Einschränkungen
  • Geistige Erkrankungen

Dabei gilt immer: Je früher ein Kind geboren wird, desto höher ist das Risiko einer solchen Auswirkung. Kinder, die nach der 32. Schwangerschaftswoche geboren wurden, haben in der Regel überhaupt nicht mit Spätfolgen zu rechnen.

Trotzdem ist es immer sinnvoll und notwendig, dass Frühchen in den ersten Jahren der Kindheit genau beobachtet werden. Nur so ist es möglich, etwaige Entwicklungsprobleme frühzeitig zu erkennen und einen Plan auszuarbeiten, um diesen entgegen zu wirken. Häufig ist es nämlich möglich, diese Spätfolgen abzufedern oder sogar gänzlich auszugleichen.

Hilfe für Eltern von Frühgeburten

Eine Frühgeburt kommt eigentlich immer überraschend und so ist es nicht selten, dass Eltern vollkommen überfordert mit der Situation sind. Die Wohnung ist noch nicht komplett hergerichtet, viele Babyutensilien wurden noch nicht beschafft und eigentlich soll die Elternzeit noch gar nicht beginnen. Hinzu kommt die psychische Komponente, die Angst um das Kind, der Stress während der Geburt und das ständige Pendeln zwischen Krankenhaus, Arbeit und Zuhause hinterlassen ihre Spuren bei beiden Elternteilen. Umso wichtiger ist es in solchen Situationen sich Hilfe zu suchen.

Familienmitglieder und Freunde sind in dieser Zeit eine gern gesehene Stütze, doch gibt es auch oftmals die Möglichkeit, gerade in den ersten Wochen und Monaten eine Haushaltshilfe einzustellen – auf Kosten der Krankenkasse. Dafür wird ein Attest des Arztes benötigt, das jedoch häufig ohne Probleme ausgestellt wird. Häufig können auch Selbsthilfegruppen ein Segen für die Eltern sein. Dort werden nicht nur Tipps und Tricks zum Leben mit einem Frühchen ausgetauscht, sondern die Erfahrungen anderer Eltern hilft oftmals dabei, die Realität zu verstehen und zu akzeptieren.

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