Ab welchem Alter lohnt sich das Vorlesen?

Das Vorlesen – egal ob am Abend oder am Tage – ist eines der besten Mittel, um die Fantasie der Kinder anzuregen, gemeinsam zur Ruhe zu kommen und spannende Abenteuer zu erleben. Doch vielen Eltern stellt sich gerade zu Beginn des Lebens ihrer Kleinen die Frage, ab welchen Alter es sich überhaupt lohnt den Kindern etwas vorzulesen. Die Antwort dürfte die meisten Väter und Mütter durchaus überraschen, denn tatsächlich sollte die wesentlich früher geschehen als die meisten Eltern denken.

Erst im Jahr 2017 wurde eine Studie der Stiftung Lesen (in Kooperation mit der ZEIT und der Deutschen Bahn) veröffentlicht, die sich genau mit diesem Themenschwerpunkt beschäftigte. Dafür wurden über 500 Eltern und Kinder befragt, wobei der Fokus auf Kleinkinder im Alter zwischen drei Monaten und drei Jahren gelegen hat. Das Ergebnis dieser Studie konnte nicht nur die Forscher selbst überraschen, sondern erschreckte auch viele Eltern.

Der Nutzen von frühzeitigem Vorlesen

Die Studie zeigt unter anderem, dass nur etwa 50% aller Eltern einem Kind im ersten Lebensjahr etwas vorlesen. Als Grund wird allerdings nicht wie vielleicht vermutet „Zeitmangel“ angegeben. Stattdessen unterschätzen viele Eltern den Nutzen, den das Vorlesen bereits auf Kleinkinder hat: Wer seinem Kind bereits frühzeitig vorliest, der kann nicht nur die Sprachentwicklung verbessern und forcieren, sondern erhöht gleichzeitig die emotionale Bindung zwischen Kind und Eltern. Vielen Eltern ist allerdings nicht bewusst, dass das eigene Kind gar nicht erst selbst sprechen muss, um einen positiven Nutzen aus dem Ritual des täglichen Vorlesens zu ziehen.

Simone Ehmig, Leiterin der Studie, hält dazu fest: „Viele Nutzen das erste Lebensjahr noch nicht, in dem man mit dem Vorlesen anfangen kann und sollte, um Kindern diesen Impuls fürs Leben mitzugeben.“ Dabei zeigen die Ergebnisse ganz klar, dass ein regelmäßiges Vorlesen mindestens auf fünf verschiedenen Ebenen die Entwicklung des Kleinkindes verbessern kann. Diese sind:

  • Sprachliche Entwicklung: Bilderbücher helfen Kindern dabei, Dinge beim Namen zu nennen oder diese zu erlernen. Geschichten hingegen schulen das gesamte Vokabular.
  • Lesemotivation: Lesen die Eltern viel, so überträgt sich das auch auf die Kinder. Sie möchten später mehr und vor allem alleine lesen, was Kreativität und Sprachverhalten stark verbessert.
  • Soziale Kompetenz: Das gemeinsame Lesen mit den Eltern wird auf andere soziale Umgebungen übertragen. Im Kindergarten, der Schule oder bei Freunden – gemeinsames Lesen macht immer Spaß.
  • Bildungserfolge: Das Vorlesen wirkt sich positiv auf die kognitiven Fähigkeiten des Kindes aus und zieht frühzeitig merkliche Erfolge nach sich.
  • Persönliche Entwicklung: Auch bei der Entwicklung des persönlichen Charakters und verschiedener Kerneigenschaften kann ein regelmäßiges Vorlesen positiven Einfluss ausüben.

Letztendlich gilt also: Je früher Sie Ihrem Kind vorlesen – und zwar täglich oder zumindest mehrmals pro Woche – desto mehr können Sie einen positiven Einfluss auf die Entwicklung ausüben. Gleichzeitig verstärken Sie so auch die emotionale Bindung zwischen Eltern und Kind.

Kinder sollten bereits ab dem 3. Monat mit Büchern regelmäßig in Kontakt kommen.

Weitere Vorteile nicht unterschätzen

Häufig unterschätzen Eltern auch, welche weiteren positiven Eigenschaften das regelmäßige Vorlesen mit sich bringen kann. Das gemeinsame Lesen beruhigt zum Beispiel nicht nur das eigene Kind, sondern hilft auch Müttern und Vätern dabei zu entspannen. Gleichzeitig wird mehr Zeit mit dem Kind verbracht – nicht selten im kuschelnden Zustand. Das ist besonders wichtig, denn Kuscheln kann ebenfalls nachweislich die Entwicklung fördern und ist gleichzeitig für alle beteiligten einfach nur schön. Auch der Spaßfaktor sollte nicht vergessen werden: Kinder lassen sich gerne vorlesen und können dabei die eigene Fantasie spielen lassen.

Sinnvoll ist es, wenn die Geschichten ein wenig variieren. Kinder lassen sich einfach für neue Geschichten und Themen begeistern und können so bereits das eigene Wissen erweitern. Natürlich fördert das Vorlesen auch das spätere Selbst-Lesen der Kinder. So wollen sie selbst lernen, zu lesen und lassen sich dabei gerne von den Eltern helfen.

Wenn Sie auf der Suche nach einigen Buchempfehlungen sind, so möchten wir Sie gerne auf den Leipziger Lesekompass verweisen. Dieser bringt jedes Jahr eine Liste mit empfehlenswerten Büchern für Kinder verschiedener Altersklassen heraus.

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