Eine kleine Wehenkunde – Welche Wehen gibt es?

Letztendlich handelt es sich bei einer Wehe um eine Muskelkontraktion. Doch nicht jede Wehe ist gleich und verschiedene Empfindungen haben unterschiedliche Funktionen. Dabei können schwangere Frauen oftmals die ersten Wehen bereits früh in der Schwangerschaft feststellen: Die sogenannten „Übungswehen“ haben nämlich die Aufgabe, den Körper schon lange vor der eigentlichen Geburt auf das Ereignis vorzubereiten. Bei der Gebärmutter handelt es sich rein physiologische betrachtet um einen großen Muskel, der allerdings nicht bewusst kontrolliert werden kann – ganz anders als mit den sonstigen Muskeln des menschlichen Körpers. Wehen sind also vollkommen unwillkürlich. Warum das jedoch so ist, ist bisher noch nicht von der Medizin endgültig erklärbar. Trotzdem unterscheiden Ärzte zwischen folgenden Varianten:

  • Übungswehen
  • Vorwehen
  • Senkwehen
  • Frühwehen
  • Eröffnungswehen
  • Presswehen
  • Nachwehen

Dabei lassen sich die verschiedenen Arten von Wehen in zwei Überbereiche aufteilen: Die Schwangerschaftswehen sind in der Regel vollkommen ungefährlich und werden Sie in der Schwangerschaft immer begleiten. Die eigentlichen Geburtswehen hingegen treten erst dann auf, wenn die Geburt auch wirklich beginnt und es nur noch wenige Stunden bis zum Auf-Die-Welt-Bringen des noch ungeborenen Kindes ist.

Schwangerschaftswehen – Kein Grund zur Sorge

In der Regel treten die ersten Schwangerschaftswehen – die sogenannten Übungswehen oder „Braxton-Hicks-Kontraktionen“ – zwischen der 20. und 25. Woche auf. Benannt wurden diese Wehen nach dem britischen Gynäkologen Braxton-Hicks, der sie als erstes als Wehen identifiziert und näher erforscht hat. Allerdings können diese Wehen auch bereits bei einigen Frauen früher auftreten, was noch immer vollkommen normal ist. Bei den ersten Kontraktionen zieht sich Ihre Gebärmutter für etwa 30 bis 60 Sekunden zusammen und die Muskulatur verkrampft sich, woraufhin der Bauch hart wird.

Diese Wehen sind noch unregelmäßig, in der Regel recht schmerzlos und sollten langsam wieder verschwinden. Es ist zudem wichtig zu wissen, dass diese Übungswehen keinerlei Einfluss auf Ihren Muttermund haben – ganz im Gegensatz zu den späteren Geburtswehen. Sollten sich die Braxton-Hicks-Kontraktionen öfter als drei Mal pro Stunde zeigen oder sollte sich die Intensität des Schmerzes spürbar verstärken, so sollten Sie einen Arzt aufsuchen.

Vorwehen – Die ersten Vorbereitungen des Körpers

Frauen, die zum ersten Mal schwanger sind, werden um die 36. Woche herum zum ersten Mal die sogenannten Vorwehen spüren. Hierbei handelt es sich um ein merkliches Ziehen im Unterleib, das sich bis in die Leiste und den Rücken ziehen kann und dort Schmerzen verursacht. Auch hier wird – genau wie bei den Übungswehen – der Bauch ganz hart, während die Wehen in unregelmäßigen Intervallen kommen und nach und nach schwächer werden, bevor sie gänzlich abebben. Darüber hinaus drücken Baby und Uterus stark auf die Blase.

Haben Sie also mit den oben genannten Symptomen zu kämpfen, so handelt es sich hier um völlig normale Vorwehen. Der Körper trifft hierbei Vorbereitungen auf die Geburt, obwohl es bis zum eigentlichen Ereignis noch einige Tage oder sogar Wochen dauern kann. Frauen, die bereits mindestens eine Schwangerschaft hinter sich haben, spüren diese Wehen oftmals sogar früher.

Kontaktieren Sie immer im Zweifelsfall Ihren Arzt oder Hebamme.

Senkwehen – Automatische Positionierung des Babys

Je näher die Geburt rückt, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Vorwehen in Senkwehen übergehen. Letztere sind wesentlich schmerzhafter als die bisherigen Wehen, zeigen damit jedoch auch an, dass sich das Baby nun zu drehen beginnt und die endgültige Position für die Geburt erreicht. Der Muskel „Gebärmutter“ drückt dabei den Kopf das Babys nach unten, was allerdings für die werdenden Mütter oftmals recht schmerzhaft ist.

Wenn Sie zu stark unter den Senkwehen zu leiden haben, dann empfiehlt es sich ein warmes (nicht heißes!) Bad zu nehmen. Die Wärme wird die Schmerzen ein wenig verringern. Darüber hinaus eignen sich diese Moment ideal um Atemtechniken einzusetzen, die zum Beispiel in einem Vorbereitungskurs gelehrt werden. Versuchen Sie sich im Wasser zu entspannen und besinnen Sie sich genau auf die Übungen, die Sie erlernt haben. Sollten Sie Sorgen bezüglich der Wehen haben oder gar vermuten, dass die Schwangerschaft direkt eingeleitet wird, so zögern Sie nicht, ihre Hebamme oder Arzt zu kontaktieren.

Grundsätzlich sollten Senkwehen jedoch als etwas Positives angesehen werden. Nicht nur deuten sie auf ein baldiges, natürliches Ende der Schwangerschaft hin, sondern bringen auch weitere, angenehme Veränderungen mit sich: Sobald sich das Baby gänzlich gedreht hat und der Kopf nach unten zeigt können schwangere Frauen oftmals wesentlich besser Atmen und einfacher essen. Jedoch sorgt die veränderte Haltung des ungeborenen Kindes auch dafür, dass nun der Babykopf relativ stark auf den Beckenboden drückt – was besonders beim Sitzen spürbar ist.

Achtung bei Frühwehen

Grundsätzlich können die sogenannten „Frühwehen“ in jedem Stadium der Schwangerschaft auftreten, sollten allerdings immer genau beobachtet werden. Denn diese Art der Wehen ist nicht ganz ungefährlich und kann sogar im schlimmsten Fall den Geburtsprozess frühzeitig einleiten. Achten Sie unbedingt auf folgende Symptome:

  • Wehen treten vor der 36. Woche öfter als drei Mal pro Stunde auf
  • Wehen sorgen für immer stärker werdende Schmerzen
  • Wehen kommen in kürzer werdenden Intervallen
  • Wehen treten in Kombination mit Rückenschmerzen oder blutigen beziehungsweise wässrigem, vaginalen Ausfluss auf

Sollten die oben genannten Symptome vorhanden sein, so sollten Sie unbedingt ärztlichen Rat suchen. Nicht immer müssen Frühwehen zu einer verfrühten Geburt führen. Ganz im Gegenteil sogar: In der Regel sind sie einfach nur ein Zeichen des Körpers dafür, dass er mehr Ruhe benötigt und sich die schwangeren Frauen einfach übernommen haben. Verringern Sie den körperlichen und seelischen Stress und hören Sie auf Ihre Ärzte, wenn diese Bettruhe vorordnen.

Mitunter verschreiben Ärzte auch Magnesiumpräperate, die den Körper zusätzlich stärken sollen und gegen die Wehen helfen. Sollte dies nicht helfen, so können Sie in eine Klinik eingewiesen werden, wo Sie und das ungeborene Kind noch genauer unter Beobachtung stehen.

Bereits lange vor der Geburt können die ersten Wehen auftreten.

Die Geburtswehen – Die Geburt beginnt

Die sogenannten „Eröffnungswehen“ sind das erste Anzeichen, das die Geburt nun (endlich) startet. Dabei beginnt die Gebärmutter sich regelmäßig zusammen zu ziehen und die Intervalle zwischen den einzelnen Wehen werden immer kürzer. Zu Beginn der Eröffnungswehen lassen sich diese noch am ehesten mit Menstruationsbeschwerden vergleichen, doch die Schmerzen werden im Laufe der nächsten Stunden weiter ansteigen. Während dieser Zeit weitet sich der Muttermund allmählich auf ungefähr zehn Zentimeter, was die Geburt ermöglicht. Die Intervalle zwischen den Eröffnungswehen sind zunächst unregelmäßig, bis sie jedoch alle zehn Minuten und zum Ende hin alle zwei bis drei Minuten kommen – später werden die Intervalle sogar noch kürzer.

Grundsätzlich gilt, dass Sie nicht unbedingt ins Krankenhaus müssen, sobald die ersten Eröffnungswehen auftreten. Stattdessen raten Hebammen heutzutage immer häufiger dazu so lange wie möglich in den heimischen vier Wänden zu bleiben und dort so entspannt wie möglich abzuwarten. Das Krankenhaus ist für viele Frauen ein Ort, der noch einmal zusätzlichen Stress mit sich bringt und gerade die Psyche angreift. Das Krankenhaus sollte erst dann aufgesucht werden, wenn Sie sich entweder Zuhause nicht mehr wohl fühlen oder wenn die Intervalle zwischen den Wehen unter zwei Minuten liegen. Sollte die Fruchtblase früher platzen, so sollte das Krankenhaus natürlich ebenfalls so schnell wie möglich aufgesucht werden.

Presswehen – Das Baby kommt

Irgendwann während der Geburt wird der Moment kommen, in denen die Presswehen beginnen. Dann können Sie dem Drang Ihres Körpers zu pressen und schieben nicht mehr widerstehen, denn die Gebärmutter wird das ungeborene Baby langsam zum Ausgang Ihrer Vagina schieben, bei dem es sich um die engste Stelle des ganzen Geburtskanals handelt.

Sobald der Kopf des Kindes diesen Punkt überwunden hat sorgen die Presswehen dafür, dass der restliche Körper des Babys ohne weiteren Druck innerhalb kürzester Zeit nach. So dauert es nur noch wenige Minuten, bevor Sie ihr Kind zum ersten Mal in den Armen halten dürfen.

Die Nachwehen – Ein Abstoßen der Plazenta

Nachdem das Baby geboren wurde, beginnen die Nachwehen. Während diesem Prozesses wird die Plazenta abgestoßen und die Geburt ist damit beendet. Die Schmerzen sind hier kaum noch spürbar und von der Intensität her noch am ehesten mit Menstruationsbeschwerden zu vergleichen. In der Regel sind die Nachwehen auch lediglich nur zehn bis 15 Minuten lang.

Ebenfalls zu den Nachwehen werden die Kontraktionen gezählt, die beim ersten Stillen des Babys auftreten. Diese finden im Uterus statt und sorgen dafür, dass die Blutungen dort verringert werden und später gänzlich stoppen. Während des Stillens wird im Körper der Mutter nämlich das Hormon Oxytocin produziert, was durch das Saugen des Kindes angeregt wird. Dieses Hormon fördert nicht nur die Produktion der Muttermilch, sondern beugt auch Entzündungen an der Gebärmutter sowie gegenüber Nachblutungen vor. Dies kann sogar noch einige Tage nach der Geburt auftreten und ist vollkommen normal.

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