Werden Männer wirklich ‚mit schwanger‘?

„Ein bisschen schwanger gibt’s nicht!“ In der Medizin eine häufig gehörte Aussage. Schließlich sind Übelkeit und Stimmungsschwankungen wesentliche Symptome einer schwangeren Frau. Das der Partner davon ebenfalls betroffen sein kann ist jedoch ein eher unbekanntes Phänomen, obwohl zunehmend mehr Männer Anzeichen einer „Parallelschwangerschaft“ entwickeln.

Aus psychologischer Sicht kann die anfänglich getätigte Aussage somit widerlegt werden, denn Männer können sehr wohl „ein bisschen schwanger“ werden. Dabei handelt es sich um das sogenannte „Couvade-Syndrom“, abgeleitet von dem französischen Wort „couver“ und auf Deutsch „ausbrüten“. Medizinisch handelt es sich allerdings um keine anerkannte und tiefgründig erforschte Diagnose.

Symptome des Couvade-Syndroms

Die Anzeichen einer Co-Schwangerschaft entsprechen den Symptomen einer schwangeren Frau und sind in den ersten drei, sowie in den letzten drei Monaten der Schwangerschaft besonders ausgeprägt. Häufig erkennen Betroffene nicht den Zusammenhang zur Schwangerschaft der Partnerin, da die Symptombildung ungeplant und unbewusst durch psychische Komponente erfolgt.

Zu den Symptomen gehören:

  • Verdauungsstörungen
  • vermehrte Heißhungerattacken
  • Gewichtszunahme, durch die vor allem der Bauchumfang wächst
  • Übelkeit am Morgen
  • erhöhte Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen, sowie Stressattacken und Panikgefühle
  • teilweise sogar Bauch-, Kopf- und Zahnschmerzen
Die „Männerschwangerschaft“ kommt häufiger vor als den meisten bewusst ist.

Ursachen der Parallelschwangerschaft

Das Couvade-Syndrom ist noch nicht vollständig erforscht, daher gibt es bislang nur wenige Studien. Ein Ansatz beschäftigt sich mit psychosomatischen Ursachen, die zur Scheinschwangerschaft beitragen. Vermutet wird, dass werdende Väter durch die neue Situation verunsichert sind und sich vernachlässigt fühlen. Die Geburt eines Kindes bedeutet für den Mann eine grundlegende Veränderung des zukünftigen Lebens, die mit mehr Verantwortung und neuen Aufgaben einhergeht. Schwangere Frauen hingegen haben eine eindeutig definierte Rolle in der Gesellschaft und erhalten viel Aufmerksamkeit.

Der Babybauch des Mannes wächst daher aus Neid, um die Unsicherheit der aktuellen gesellschaftlichen Rolle unbewusst zu kompensieren. Oftmals tritt eine Parallelschwangerschaft bei Vätern auf, die das Vaterglück zum ersten Mal erfahren oder wenn die Partnerschaft als stressig empfunden wird. Schwierige soziale Situationen können ebenfalls Auslöser dieses Syndroms sein und Partner, die besonders empathisch sind, leiden genauso unter diesen Begleiterscheinungen. Psychoanalytiker vermuten zudem, dass die Situation für einen Mann derartig suspekt ist, sodass er sich nur in die Schwangerschaft hineinversetzen kann, wenn er diese selbst durchlebt.

Annähernd erklärbar sind die psychosomatischen Ursachen anhand eines Anstiegs bestimmter Hormone, die die Scheinschwangerschaft begünstigen. Je näher sich der Partner bei der Schwangeren aufhält, desto deutlicher können hormonelle Veränderungen im Blut des Mannes nachgewiesen werden. Die Veränderung des Hormonspiegels hat aber auch positive Nebeneffekte. Beispielsweise können die betroffenen Väter einfacher eine intensive Beziehung zu ihrem Kind aufbauen.

Eine Schwangerschaft betrifft immer alle Beteiligten.

Was hilft gegen die „Männerschwangerschaft“?

In den meisten Fällen reicht die Erklärung aus, woher die Symptome kommen und dass es sich um keine pathologischen Ursachen handelt. Nicht selten verschwinden die Begleiterscheinungen dann von selbst, bis auf die Gewichtszunahme, die dann mühevoll wieder abtrainiert werden muss. Wenn das nicht geschieht, können therapeutische Gespräche über aktuelle Ängste und Konflikte weiterhelfen, wobei eine weitreichende Psychotherapie vermutlich nicht notwendig sein wird. Spätestens nach der Geburt des Kindes verschwinden die Symptome genauso unscheinbar, wie sie gekommen sind.

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